Unter Bettnässen - auch bekannt als Enuresis (nocturna) - versteht man das Einnässen während des Schlafes ab einem Alter von fünf Jahren.7

Bettnässen ist ein häufig vorkommendes Phänomen bei Kindern. Etwa 5–10% der Siebenjährigen nässen regelmäßig ein; das Problem kann bis ins Teenager- und Erwachsenenalter bestehen bleiben.8

In den meisten Fällen wird Bettnässen durch eine Überproduktion von Harn in der Nacht oder eine verminderte Blasenkapazität verursacht. Manche Kinder wachen auch einfach nicht auf.2,3,4 Bettnässen entsteht eigentlich nicht aufgrund von psychologischen Ursachen.2,3,4

Bettnässen ist ein gesundheitliches Problem, welches das Selbstwertgefühl, das emotionale Wohlbefinden und den Tagesablauf eines Kindes beeinträchtigen kann, einschließlich schulischer Leistungen und Sozialleben.2,3,4,5,6 Für Bettnässen kann niemand etwas! Familien und Ärzte sollten in der Lage sein, über dieses Problem zu sprechen, ohne in Verlegenheit zu geraten oder sich schuldig zu fühlen. Dennoch werden die Auswirkungen auf das Kind und seine Familie oft unterschätzt und trivialisiert, sodass weder Hilfe gesucht noch angeboten wird.7 Ziel des WBD ist es, auf Bettnässen als häufig vorkommendes gesundheitliches Problem aufmerksam zu machen,1 welches behandelt werden kann. Den betroffenen Familien soll Mut zugesprochen werden, dieses Thema mit ihren Ärzten zu besprechen, damit sie Hilfe bekommen.

Experten zum Thema Bettnässen der ICCS (International Children’s Continence Society) und der ESPU (European Society for Paediatric Urology) beantworten ein breites Spektrum an Fragen, die über diese Seite eingereicht werden. Wählen Sie zunächst aus den folgenden Themen aus.

Mein Sohn wacht nachts nicht auf, aber macht ins Bett, wenn er schläft. Schläft er zu tief?

Es ist bekannt, dass Kinder, die in der Nacht ins Bett machen, nicht aufwachen. Lange Zeit wurde angenommen, dass diese Kinder zu tief schlafen. Neueste Forschungen ergaben allerdings, dass Bettnässer eher schlecht schlafen und viele sogenannte unvollständige ‚Arousals‘ (Aufwachphasen) aufweisen.

Mein sechsjähriges Enkelkind macht ins Bett und seine Eltern hatten dasselbe Problem – Ist Bettnässen vererbbar?

Bettnässen ist eindeutig eine vererbbare Erkrankung und in 70% der Fälle gibt es mindestens ein anderes Familienmitglied, das dieselben Beschwerden als Kind hat oder hatte. Bei einer Mutter, die als Kind im Schlaf eingenässt hat, ist das Risiko für ihre Kinder beispielsweise sieben Mal höher, dass sie ebenfalls an Enuresis leiden werden. Ein bestimmtes Gen, das eine Enuresis verursacht, wurde noch nicht identifiziert, aber in diese Richtung wird derzeit viel geforscht.

Mein Nachbar erzählte mir, dass das Bettnässen meines Kindes durch psychologische Störungen verursacht wird. Ist das wahr?

Nein. Eine sog. primäre Enuresis, bei der die Kinder niemals trocken waren, hat eigentlich keine psychologische Ursachen. Allerdings kann eine Enuresis psychologische Probleme, insbesondere in Bezug auf das Selbstwertgefühl, hervorrufen. Diese Veränderungen normalisieren sich nach einer erfolgreichen Behandlung der Enuresis. Nur eine spät einsetzende (= sekundäre*) Enuresis ist mit einem erhöhten Risiko für Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS verbunden. Psychologische Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten sollten daher unabhängig von den enuretischen Symptomen behandelt werden. (*…nach einer mind. 6-monatigen trockenen Phase)

Was sind die häufigsten Ursachen für Bettnässen und ist es möglich, die eigentliche Ursache bei meinem Kind herauszufinden?

Die häufigsten Ursachen für Bettnässen sind eine erhöhte nächtliche Harnproduktion („nächtliche Polyurie“) bzw. eine reduzierte Blasenkapazität in der Nacht. Es ist wichtig zu wissen, dass diese beiden Ursachen bei einem Kind auch gleichzeitig auftreten können. Es ist möglich, herauszufinden, welcher dieser beiden Faktoren bei Ihrem Kind eine Rolle spielt, indem Sie einige einfache Aufzeichnungshilfsmittel verwenden. Sie können über ein Blasentagebuch (Miktions-Trink-Stuhlprotokoll) die Blasenkapazität bestimmen und herausfinden, ob Ihr Kind an einer reduzierten Blasenkapazität leidet. Mit den zu Hause angefertigten Aufzeichnungen der nächtlichen Harnmenge kann Ihr Arzt beurteilen, ob Ihr Kind eine nächtliche Polyurie hat.

Warum müssen wir für diese Beschwerden zum Arzt gehen?

Obwohl die meisten Kinder, die seit der frühen Kindheit nachts einnässen, keine zugrundeliegende Erkrankung aufweisen, weder im Nervensystem, das die Blasenfunktion steuert, noch in der Anatomie des Urogenitaltrakts, sollte dies dennoch bei einem Besuch Ihres Arztes ausgeschlossen werden. Der Arzt sollte ebenfalls feststellen, ob das Bettnässen das einzige Problem ist oder ob es noch andere Symptome gibt. Weitere Symptome können zum Beispiel das Einnässen während der Tageszeit sein, Anzeichen einer überaktiven Blase (häufiger und starker Entleerungsdrang), Einkoten und Verstopfung sowie wiederkehrende Harnwegsinfekte. Wenn derartige Beschwerden vorliegen, sollten sie behandelt werden, bevor eine Behandlung des Bettnässens eingeleitet wird.